Beim ersten Break Out Termin dieses Jahr Ende März auf der Perchtoldsdorfer Heide, gingen wir bei einer wunderschönen Wanderung der Frage nach:
12 Stunden Tag oder 4 Tage Woche, was ist effektiver?
In Neuseeland wurde die 4 Tage Woche mit 30 Stunden in einigen Organisationen eingeführt und das Ergebnis überrascht. Es gab eine Steigerung der Arbeitsleistung bei höherer Qualität. In Österreich wurde der 12 Stunden Tag eingeführt, um die Produktivität zu steigern.
Wohin führt uns diese Reise?
Während der Wanderung über die frühlingshafte Perchtoldsdorfer Heide mit Blick auf Wien und dem anschließenden Weg durch den, nach dem Winter erwachenden Föhrenwald, haben sich drei Aspekte zur Arbeitszeit besonders herauskristallisiert. Zusammengefasst ist das Arbeitszeitmodell abhängig von
der Branche,
den wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen und
der Kommunikationsfähigkeit.
Mit vorschreitender Dauer der Wanderung haben sich zu diesen drei Themenblöcken unterschiedliche Fragen ergeben.
Zur Branchenabhängigkeit ist als erste Frage die notwendige Qualifikation aufgetaucht, die vorhanden sein muss, um hochwertige Ergebnisse zu erzielen. Gefolgt von, der Verfügbarkeit von Fachpersonal und gibt es unterschiedliche saisonale Nachfrage nach den benötigten Fachkräften? Wie beeinflusst das Image und der Umgangston die jeweiligen branchenüblichen Arbeitszeitmodelle?
Die Fragen zu den wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen sind, wie kann eine sinnvolle Entlastung der Arbeitskosten durch geeignete Maßnahmen, die für Unternehmen und die Gesellschaft verträglich sind, gestaltet werden? Was verändert die Möglichkeit flexibel im Büro oder von zu Hause zu arbeiten und welchen Nutzen hat die Form der flexiblen Arbeitsplatzwahl? Mit welchen Schwierigkeiten ist zu rechnen in der Zusammenarbeit?
Was schlussendlich zur Kommunikationsfähigkeit geführt hat und sich dazu die folgende Fragen ergeben haben. Welche Hindernisse sind in der Kommunikation und Informationsweitergabe besonders störend? In welchen Maß beeinflussen diese Hindernisse den Erfolg der Organisation? Und wie äußern sich diese in der internen und externen Zusammenarbeit?
Aus den verschiedenen Blickwinkel, je nach ökologischen und ökonomischen Sicht, kamen trotz kleiner Runde erstaunlich unterschiedliche Argumente, was beachtet werden muss und welche Lösungsansätze daraus entstanden sind.
Bei einer kurzen Pause am Gipfel des Bierhäuselbergs, von Wien aus betrachtet der höchste Punkt des markanten Steinbruchs im Südwesten, sind in einem Brainstorming die folgenden Argumente vorgebracht worden.
Je nach Branche ist der Grad der Qualifikation unterschiedlich. Je weitreichender das Fachwissen für die Ausübung einer Tätigkeit sein muss, desto höher ist die Anforderung an die Ausbildung und umso kleiner ist die Auswahl an Personen die diese Aufgaben übernehmen kann. Das hat direkte Auswirkungen auf die Arbeitszeit, da bei einem Mangel und den derzeitigen Strukturen eine generelle Arbeitszeitverkürzung nur unter großen wirtschaftlichen Einbußen möglich ist. Das verhält sich anders bei Arbeitsplätzen die einer routinemäßigen Abarbeitung bedürfen. Sich für eine Branche zu entscheiden, hängt auch stark vom Image ab, die dieser in der Gesellschaft zugesprochen werden, was nicht nur jedes einzelne Unternehmen, sondern die gesamte Brache vor die Herausforderung der Nachwuchsfrage stellt.
Mögliche Auswege aus der Umverteilung, von einem Überangebot an Arbeitskräften der einen Art der Tätigkeit hin zu den unterbesetzten Bereichen, führen nur über die Ausrichtung der Bildung. Der dazugehörige politische und gesellschaftliche Prozess ist ein sehr langer Weg. Ungeachtet dessen, liegen die größten Herausforderungen in den Bereichen der Bildung und Sozialisierung, in der Art wie miteinander kommuniziert wird. Wie schnell verarbeiten wir sinnerfassend Informationen und wie können wir diese zu nützlichem Wissen weiterverarbeiten. Noch wesentlicher erscheint die direkte Kommunikation zu zweit oder in einer Gruppe. Der verbale und nonverbale Inhalt (Gestik, Mimik, äußeres Erscheinungsbild, etc.) ist sehr stark auf die eigene Person gerichtet. Diskussionen in denen zugehöhrt wird und mit gegenseitigen Argumenten ein gemeinsamer Konsens gefunden wird, den auch alle mittragen, sind wenn nur mit großem Energieaufwand durchzuführen.
Die Fähigkeit zu Kommunizieren und die Inhalte sinnvoll zu verarbeiten, sind schlussendlich die Grundvoraussetzung, um eine andere Form der derzeitigen Arbeit zu etablieren. Oder es ist der Schlüssel das die neue Form überhaupt erst entstehen kann?
In einigen Branchen sind flexible Arbeitsplätze schon Realität, da sie auf Grund der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen dazu gezwungen sind ihre Arbeit so zu organisieren. Das betrifft vor allem den IT Sektor. Die herstellende Industrie ist eher auf der anderen Seite zu finden, was zu interessanten Möglichkeiten für Startups und IT Konzerne führt, die zum Beispiel stark auf den Automobilmarkt drängen, während die etablierten Autohersteller sichtlich wenig für innovative Mobilitätsformen unternehmen.
In unserem Bildungssystem verhält es sich auffallend ähnlich. Während einige pädagogische Lerninseln auf mehr oder weniger Privatinitiative entstehen, ist unser Regelschulsystem mehr oder weniger immer noch auf den Rauchrhythmus der Kadetten aus der Zeit Maria Theresias abgestimmt. Die Fähigkeit Information aufzunehmen, zu begreifen und in Wissen zu transformieren, wird nicht sonderlich gefördert. Von einer verständlichen Weitergabe dieses Wissens an andere, ist bis auf ein paar Referate die gehalten werden, auch eher wenig Raum.
Außer darauf zu hoffen, dass diese Rahmenbedingungen seitens Politik und gesellschaftlicher Akzeptanz bald umgesetzt werden, können Organisationen die Fähigkeiten ihres Personals selbst fördern. Für immer mehr Unternehmen wird das auch eine Überlebensfrage, ob Sie am freien Markt schon geeignete Personen finden, oder selber Menschen ausbilden und an sich binden können. Die Bindung wird auch immer stärker von den Möglichkeiten Wahl verschiedener Arbeitszeiten und Arbeitsorten bestimmt sein. Daraus ergeben sich in unterschiedlichen Lebensphasen unterschiedliche Bedürfnisse. Junge Menschen ohne Familie wollen sich eher in der Arbeit mehr Leisten und neue Erfahrungen sammeln und 12 Stunden Arbeit ist für diese Gruppe mehr wünschenswert als hinderlich. Auch die örtliche Bindung an ein Unternehmen ist hier wichtiger. Das Bedürfnis nach mehr Zeit für die Familie, ob in der Kindererziehung oder Pflege von Angehörigen, wird eher mit einer Reduktion der Arbeit gestillt oder der Möglichkeit von einem selbstgewählten Ort zu einer selbstgewählten Zeit zu arbeiten.
Unternehmen sind sich immer noch nicht sicher, ob sie durch diese Form einer flexiblen Arbeitszeitgestaltung wirtschaftliche Vor- oder Nachteile haben, zögern bei der Entscheidung Maßnahmen zu setzen. Das Beispiel neuseeländischer Firmen zeichnet ein Bild, dass die Vorteile bei flexibler und reduzierter Arbeitszeit überwiegen.
Der nächste Brake Out Termin am 02.05.2019 schließt mit der Frage an:
Skype oder Face to Face?
Jetzt anmelden unter www.pohlygon.at/unterwegs/ und mitgestalten oder hier im Blog einen fachlichen Erfahrungsaustausch begleiten.
Weitere Termine
02.05.2019, 9 Uhr, Kaltenleutgeben: Break Out #02-19, Skype oder Face to Face?
23.05.2019, 9 Uhr, Perchtoldsdorf: Break Out #03-19, Großraumbüro oder Homeoffice?
20.06.2019, 9 Uhr, Wien Rodaun: Break Out #04-19, Streng nach Vorschrift oder Scrum-Matrix Organisation?
22.08.2019, 9 Uhr, Baden Helenental: Break Out #05-19, Weihnachtsfeier oder Grillfest?
19.09.2019, 9 Uhr, Mödling Anninger: Break Out #06-19, Abendveranstaltung oder Freizeit?
17.10.2019, 9 Uhr, Kaltenleutgeben: Break Out #07-19, Selbermacher oder Kooperationspartner?
14.11.2019, 9 Uhr, Perchtoldsdorf: Break Out #08-19, Fixe Struktur oder Freiraum?
05.12.2019, 9 Uhr, Mödling Anninger: Break Out #09-19, Einzelentscheidung oder Teamaufgabe?
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