Wandern #05 / Zwischen Eidgenossen und Husaren
Direkt vor den Toren Wiens enden die Alpen und beginnt die weite Ebene der Heimat der Husaren. Zwei Vertreter dieser beiden Gegensätze findet man in den Wäldern des Anningers, dem Mödlinger Hausberg.
Von drei Seiten durch die Ausläufer des Anningers umschlossen liegt die Meiereiwiese an der Grenze zwischen Mödling und der Hinterbrühl im winterlichen Gewand. Hier ist der Ausgangspunkt der Winterzauber-Wanderung auf den kleinen Anninger. Am Ende der Husarentempelgasse gelangt man zu einem Steinbruch, den wir auf der Südseite bergauf durch den Wald folgen bis zu seinem Scheitelpunkt. Von hier aus ist der Blick sowohl auf die Burg Mödling als auch die Burg Lichtenstein frei.
Unser Weg führt über die Niklashöhle weiter bergauf zum Drei-Stunden-Weg, den wir nach kurzem erreichen und nach Süden in Richtung des Anningers folgen.
In einer scharfen Linkskurve verlassen wir den Drei-Stunden-Weg wieder Bergauf durch den Wald, um nach einem kurzen Anstieg uns der Schweiz ein klein wenig näher sind. Zumindest was die Bezeichnung der Felsnadel betrifft die mitten im Wald empor wächst als hätte sie ein Riese hier bei einer Pause vergessen - das Matterhörndl. Es würde auf jeden Fall zum Klettern einladen, auch wenn der Schwierigkeitsgrad für einen erfahrenen Bergsteiger - im Gegensatz zum Namensvetter in der Schweiz - kaum eine ernst zu nehmende Herausforderung darstellen würde. Aber für einen kurzen Moment ist einem das Staunen seiner Arbeitskollegen sicher, wenn man am Montag bei der ersten Kaffeepause zum Besten gibt, dass man am Wochenende beim Matterhörndl gewesen ist. Für die die dann auf den Zug aufspringen kann man noch nachlegen und davon erzählen zwei weitere Gipfel binnen kürzester Zeit bestiegen zu haben. Zu denen kommen wir noch, denn unser Weg führt uns zuerst in nördlicher Richtung quer durch den Wald zum Husarentempel, der imposant über der Meiereiwiese thront und bei Nacht von weitem aus dem Wiener Becken bestaunt werden kann. Der Blick in die Gegenrichtung hinunter ist mindestens ebenso atemberaubend.
Erbaut wurde der Husarentempel im Auftrag von Fürst Johann I. Josef von Liechtenstein in Holzbauweise und kurz darauf im Jahr 1813 von Joseph Kornhäusel in der jetzigen Form als Ehrengrab für die gefallenen Soldaten der Schlacht bei Aspern 1809 gewidmet, bei der die österreichischen den französischen Truppen ihre erste Niederlage unter der Führung Napoleons zufügten.
Nach dem kurzen Exkurs zweihundert Jahre zurück, geht die Wanderung zum eigentlichen Ziel. Der 496 Meter hohen "kleine Anninger" präsentiert sich im Winterkleid. In der geschlossenen Schneedecke sind die verschiedenen Wildspuren wunderschön zu erkennen. Wildschwein, Reh und auch Dachs sind hier nachweislich vorbei gekommen. Ob sich auch Fuchs und Hase gute Nacht gesagt haben war nicht zu erkennen. Ein Edelstahlkreuz kennzeichnet den Gipfel und auch das Gipfelbuch lockt einen zu einem Eintrag - "Kaiserwetter" steht darin.
Zur eigenen Überraschung ist nur fünf Gehminuten der zweite Gipfel, der Phönixberg, der nochmals zwei Höhenmetern weiter vom Meeresspiegel entfernt liegt durch ein schon etwas älteres Kreuz markiert. Von hier hat man, von einer traumhaften Sonnenterrasse, einen schönen Blick zum Husarentempel und dem dahinterliegenden Anninger. Umgeben von den Schirmföhren vergisst man leicht, dass das geschäftige Treiben der Stadt nur wenige Kilometer in Sichtweite entfernt ist.
Der Phönixberg ist sowohl der höchste Punkt der Wanderung, als auch gleichzeitig der Ort, von dem es direkt durch den Wald über kleine Pfade wieder zum Ausgangspunkt retour geht.
Wer schon immer einmal in den Dschungel wollte, hat die Möglichkeit dies bei der nächsten "Freiwanderung" am 16.02.2017 unter dem Titel "Welcome to the jungle" in Breitenfurt zu erleben. Hier entsteht mitten im Biosphärenpark Wienerwald wieder ein Urwald.
Anmeldung unter http://www.pohlygon.at/unterwegs/ oder +43 677 614 18 222.
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